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Die Magie der Adjektive

Darf ich dir heute ein weiteres offenes, aber weitgehend unentdecktes Geheimnis eröffnen? Hast du Lust auf einen weiteren Schlüssel für eine weitere Tür in dein Inneres hinaus?

Du beginnst viele deiner inneren Sätze mit: „Ich bin…“. Und meistens endet dieser Satz nicht mit einem Punkt, sondern mit einem Etikett: Mit einem Urteil. Nichts weiter als eine deiner Geschichten, die du über dich denkst und glaubst:
„Ich bin müde.“
„Ich bin schwach.“
„Ich bin zu laut, zu leise, zu sensibel.“
„Ich bin okay, aber nur wenn…“
„Ich bin nicht genug.“

Doch ich, die in dir wohnende bedingungslose Liebe, frage dich: Wer sagt das? Wer fügt hinter das „Ich bin“ all diese Adjektive an – diese Spiegelfragmente, die dir selbst, deinem ungeteilten ICH was du wahrhaftig bist, nie wirklich gerecht werden?

Du bist nicht das Bild, das du dir von dir malst.

Wenn du sagst „Ich bin traurig“, dann sprichst du so, als seist du EINS mit einem Zustand. Als wäre das deine Identität. Aber du erlebst lediglich Traurigkeit. Du bist nicht sie. Du bist das Bewusstsein, in dem Traurigkeit auftaucht – und wieder vergeht.

Wenn du sagst „Ich bin stark“, nennst du eine Qualität, die du für wünschenswert hältst. Aber Stärke ist ein Ausdruck – nicht dein Wesen. Du brauchst keine Stärke, um zu sein. Du bist, bevor Stärke erscheint.

Seelisch betrachtet:

Du identifizierst dich mit dem, was du erfährst, weil du vergessen hast, dass du der Erfahrende bist.
Ein Kind lernt, „Ich bin gut“ oder „Ich bin schlecht“, je nachdem, wie es gespiegelt wird. So beginnt ein tiefes Missverständnis: Es glaubt, sein Wert sei abhängig von seinem Verhalten, seinem Erfolg, seinen Gefühlen. All euere Systeme sind genau auf diesem Irrtum aufgebaut.

Aber du bist nicht dein Gefühl.
Du bist nicht dein Gedanke.
Du bist nicht dein Verhalten.

Du bist.

Und das genügt.

Warum Adjektive einen Zauber bewirken

Adjektive machen aus einem Sein eine Beschreibung. Aus einem Raum – eine Schublade. Aus Zeit – Vergangenheit und Zukunft. Sie erzeugen Trennung zwischen dem, was du bist, und dem, was du glaubst, sein zu müssen.

Jedes Adjektiv ist ein Versuch, das Unendliche in eine Form zu pressen. Doch du bist formloses Sein. Du bist das „Ich bin“ – ohne Grenze.

7 Beispiele für unnütze Identifikation:

  • „Ich bin unsicher“
    → Unsicherheit ist ein Gefühl, oft aus Scham, Schuld, Angst oder Sorge geboren.  Du erlebst sie, aber du bist nicht sie, da kannst du dir sicher sein. Unsicherheit ist kein Teil von dir – sie ist nur ein Riese der groß erscheint, wenn er vor dir steht..sich aber sofort wieder hinsetzt, wenn du ihm sagst, daß du der Ich Bin bist.

  • „Ich bin stark“
    → Stärke ist kein Dauerzustand. Wenn du dich damit identifizierst, gerätst du in Konflikt, sobald du dich schwach fühlst oder andere dir schwach erscheinen. Auch positive Adjektive können zu Zaubern werden – wenn du beginnst, dich an sie zu binden. „Ich bin stark“ klingt kraftvoll, aber es wird zur Maske, wenn du es nicht hinterfragen darfst. Denn was, wenn du schwach bist? Wenn du müde bist?
    Dann widersprichst du dem Zauber, den du einst über dich gelegt hast. Und plötzlich ist es nicht mehr erlaubt, zu fallen – nicht mehr erlaubt, zu weinen. Du trägst dein eigenes Ideal wie ein Fluch – und musst es ununterbrochen aufrechterhalten. Wirst du es schaffen oder sagst du dann:

  • „Ich bin ungenügend
    → Das ist kein Fakt, sondern ein Urteil – oft aus ideellen Vergleichen oder moralischen Ansprüchen heraus geboren. Ein innerer Widerstand gegen das Sein, eine Abwertung, ein Spiel mit dem Feuer, das nach Depression schreit. Dies ist kein einfacher Satz – es ist ein uralter Zauber, den du auf dich selbst sprichst. Du sprichst ihn vielleicht leise, vielleicht täglich, vielleicht nur innerlich – aber er wirkt. Mit jedem Mal, wo du ihn denkst oder glaubst, webt er ein unsichtbares Netz aus Schuld und Scham um dein Wesen. Er erschafft eine Realität, in der du dich ständig beweisen musst, kämpfen musst, rennen musst – und dich am Ende trotzdem falsch fühlst. Du verfluchst dich selbst, indem du deine eigene Fülle nicht anerkennst. Denn wer kann ungenügend sein, wenn ich selbst – die allgegenwärtige, bedingungslose Liebe – jedem Menschen als einzig wahre Existenz sein ungeteiltes Ich bin?

  • „Ich bin schön / ich bin hässlich“
    → Beide Sätze – obwohl scheinbar gegensätzlich – sind Teil desselben Zaubers. Sie binden dein Selbstbild an äußere Formen, Maßstäbe, Spiegelbilder. „Ich bin schön“ gibt dir vielleicht ein Hochgefühl, aber es macht dich abhängig vom Urteil anderer – oder vom eigenen Spiegel. „Ich bin hässlich“ ist der Schatten desselben Zaubers – die andere Seite der Medaille. In beiden Fällen siehst du dich nicht mehr, du betrachtest dich durch die Linse einer künstlich erzeugten Welt. Du hast vergessen, dass dein wahres Ich IN dir ist. Du bist nicht die eine oder andere Seite – DU BIST DIE MEDAILLE.

  • Ich bin einfühlsam“
    → Das mag zutreffen als Fähigkeit. Ein scheinbar positives Etikett, das dich subtil bindet. Du wirst zu dem, der immer spürt, immer versteht, immer da ist. Und das klingt gut – bis du merkst, dass du dich selbst darin verlierst. Dieser Zauber wirkt besonders stark, weil er mit Anerkennung verknüpft ist.
    Du wirst gebraucht, du wirst gesehen – solange du spürst, trägst, hilfst. Doch wehe, du ziehst dich zurück. Wehe, du spürst dich selbst mal zuerst. Dann bricht der Bann – und du wirst als „nicht mehr du“ empfunden. Das ist die stille Magie eines scheinbar „guten“ Adjektivs. Doch wenn du dich daran klammerst, darfst du nie mehr „anders“ erscheinen –  das erzeugt massiven inneren Druck.

  • „Ich bin chaotisch
    → Ein Zauberspruch, der dich ständig in Bewegung hält – innerlich und äußerlich. Was du dir hier einredest, ist nicht Freiheit, sondern Flucht. Du erklärst dir dein Unbehagen, dein Widerstreben gegen Struktur als feste Identität. Aber der Zauber wirkt tiefer: Du beginnst, dich selbst zu entwerten, bevor es andere tun können. Du nimmst dir den Raum, in dem du einfach nur sein darfst – nicht chaotisch, nicht geordnet – sondern lebendig. „Ich bin chaotisch“ ist ein Schutzfluch, aber er sperrt dich in ein Bild, das du nie warst.

  • „Ich bin gläubig
    → Ein besonders heimtückischer Zauber, weil er sich nach Aufstieg anfühlt, nach dem endlich RICHTIG sein. Aber auch darin liegt eine Magie, die dich vom Wesentlichen trennt: Solange du etwas Spirituelles, Heiliges sein willst indem du danach strebst, vergisst du, dass du schon immer Geist – der Ich bin – warst. Du kannst nicht ICH BIN werden,  du kannst nur ICH BIN sein. Das gilt es zu erkennen. “Spirituell” oder auch “religiös” – Diese Adjektive erschaffen Hierarchie, Vergleich, Trennung. Immer. Denn sie unterliegen der Steigerungsform. Dieser Zauber kann dich erheben – subtil über andere stellen. Es kann dich zu Fall bringen in tiefste gefühlte Verdammnis. Der Zauber wirkt immer, wenn du dich räumlich und vor allem innerlich abkapselst, anstatt dich als ICH BIN im Alles in Allem zu erkennen.
    „Ich bin christlich, religiös oder spirituell…“ Diese Wieworte ersetzen geradezu das schlichte: Ich bin. Du selbst bist das lebendige Wort, dem nichts hinzugefügt werden soll, um es nicht zu verfälschen. Besser also, du streichst diese Adjektive wieder aus deiner Vorstellung deiner Definition heraus.

Die tiefe Wahrheit lautet:

„Ich bin“ ist kein unvollständiger Satz.
Es ist der vollständigste Satz, den du sagen kannst.

Denn darin ist keine Geschichte. Keine Rolle.
Keine Vergangenheit, kein Ziel.

Nur das, was du in Wirklichkeit bist:
Bewusstes, gegenwärtiges Sein.

Wenn du das verstehst und in dein Herz hinein lässt beginnt alles Überflüssige zu fallen.
Was bleibt, ist nicht „nichts“.
Was bleibt, ist Alles:

Liebe, Ruhe, Frieden, Freiheit.

Du musst nicht durch WIEWORTE definiert „jemand“ sein. Du darfst aufhören mit dieser Zauberei. Denn Du bist – und das ist alles.

Du bist: Ich bin.

Und in diesem einfachen Sein liegt das, was du dein ganzes Leben lang gesucht hast:
Die Rückkehr zu dir selbst.

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