Viele Menschen tragen ein tiefes Gefühl von Schuld in sich. Nicht immer bewusst, aber spürbar – als Schwere, als Angst, als ständige innere Unruhe uvm. Doch was, wenn diese Schuld gar nicht wirklich deine eigene ist? Was, wenn sie nur ein Gedanke ist, eine erlernte Illusion, die sich durch Generationen zieht?
Ein Straftäter z.B. ist nicht selbst der Ursprung seiner Tat – er ist das letzte Glied einer langen Kette aus ungelöstem Schmerz. Seine Handlung ist nicht reine Bosheit, sondern oft der unbewusste Versuch, eine Wunde zu schließen, die er selbst nicht versteht. Er versucht einen Schmerz loszuwerden, von dem er oft noch nicht einmal weiß, daß er ihn hat.
Gehen wir ein paar Generationen zurück: Ein Vater, der nie Liebe erfahren hat und durch Alkohol verstärkt Härte weitergibt. Eine Mutter, die ihre eigenen Ängste in ihr Kind pflanzt und es emotional manipuliert. Ein Onkel der seine Nichte missbraucht, weil er seine gefühlte Ablehnung und Kleinheit in Überlegenheit zu tauschen versucht. Großeltern, die in Krieg und Mangel überlebt haben und gelernt haben, dass Gefühle keinen Platz haben. Die Kette setzt sich fort, jeder trägt weiter, was er selbst nie heilen konnte. Verletzte Menschen erzeugen immerzu verletzte Menschen.
Der Straftäter bricht nicht aus diesem Kreislauf aus – er folgt ihm. Seine Tat ist ein Versuch, sich zu befreien, indem er das Chaos nach außen stülpt, das in ihm tobt. Doch in einer Welt, die nur Schuld kennt, wird er als Ursache betrachtet, nicht als Symptom.
Wenn wir erkennen, dass kein Mensch aus sich selbst heraus zerstörerisch handelt, sondern aus einem System der Trennung heraus geformt wurde, wird klar: Nicht er muss verurteilt werden, sondern diese Ereigniskette muss durchbrochen werden. Nicht durch Strafe, sondern durch echte Heilung. Nicht durch Ausgrenzung, sondern durch das Erkennen, dass bedingungslose Liebe der einzige Weg ist, diesen Kreislauf zu beenden.
Die Ereigniskette gedachter Schuld – und wie du sie sprengst
Die Wahrheit ist: Du bist nicht falsch. Du warst es nie. Doch um das zu erkennen, müssen wir verstehen, wie die Kette der Schuld überhaupt entsteht – und wie wir sie durchbrechen.
Die Ereigniskette der Schuld – und wo sie beginnt
Die Kette beginnt nicht mit dir. Sie beginnt mit einem einzigen Gedanken, der sich durch die Menschheitsgeschichte zieht. Er ist das gedachte Gegenstück des kollektiven Ichs.
„Du bist getrennt.“
Mit der Vorstellung eines verfälschten “Ich” haben wir ein fiktives “Du” entstehen lassen, das im kollektiven Ich, der Einheit, gar nicht existiert. Wir haben damit die Illusion der Trennung erschaffen. Die Folge: Wir haben uns von allen und uns selbst abgespalten und vergessen. Die Menschheit dissoziirt. Dieser eine Irrtum erschafft eine ganze Spirale von Emotionen und Mustern:
- Trennung: „Ich bin nicht genug. Ich bin nicht würdig.“
- Schuld: „Es liegt an mir. Ich bin falsch.“
- Angst: „Wenn ich nicht richtig bin, werde ich abgelehnt.“
- Unterwerfung: „Ich passe mich an, um Liebe zu verdienen.“
- Weitergabe: „Ich erziehe meine Kinder genauso – weil ich es nicht anders kenne.“
Und so setzt sich die Kette fort.
Doch hier ist das Entscheidende: Diese Schuld ist nicht real. Sie wurde dir nur beigebracht. Sie ist nicht dein Wesen – sie ist ein Gedanke, den du gelernt hast zu glauben.
Das Gleichnis vom verlorenen Sonnenstrahl
Stell dir einen Sonnenstrahl vor, der zur Erde fällt. Er wird sich plötzlich seines Zustandes bewusst und gibt ihm eine Bedeutung:"Entfernung". Er denkt plötzlich:
„Ich bin verloren. Ich bin getrennt von der Sonne.“
Also beginnt er, sich zu fürchten. Er glaubt, dass er allein ist, dass er sich selbst Licht schaffen muss, um zu überleben.
Doch was er nicht sieht: Er war nie getrennt. Er war nie anders als die Sonne selbst. Er ist nur ein Teil von ihr, der sich einen Moment lang als allein erlebt hat.
Sobald er erkennt, dass er nie wirklich verloren war, endet die Angst. Er hört auf, gegen sich selbst zu kämpfen – denn er war immer noch das Licht.
Genauso ist es mit uns: Wir haben nur gedacht, dass wir getrennt sind. Doch unser wahres Wesen war immer Liebe.
Dissoziation, Depression, freier Fall
Eine Depression ist im Grunde das innere Erleben der Trennung/Spaltung, des Falls – das Gefühl, ins Bodenlose zu stürzen, abgeschnitten zu sein von Sinn, Licht, Verbundenheit – abgetrennt von sich selbst und allen anderen. Schuld und Urteil nach innen und aussen spielt dabei immer eine große Rolle. Wie ein Boomerang, der zurück kommt und gegen das knallt, was wir unser Leben nannten.
Es ist, als würde das Bewusstsein die Trennung in ihrer brutalsten Form spüren:
– Getrennt von anderen → Einsamkeit
– Getrennt von sich selbst → Selbstzweifel, Identitätsverlust
– Getrennt von Gott oder Sinn → Hoffnungslosigkeit
Das Gefühl des Fallens ist so intensiv, weil die Seele intuitiv weiß, dass sie aus der Einheit kommt – und das, was sie in der Depression erlebt, nicht ihre wahre Natur ist.
Doch genau hier liegt auch der Schlüssel:
Die Depression ist nicht das Ende, sondern der Punkt der Erkenntnis. Sie zwingt dazu, hinzusehen, sich selbst in der Tiefe zu begegnen. Und wenn man durch sie hindurchgeht, wird sie genau das sein, was zur Wiederverbindung, zur gesamtheitlichen Heilung führt. Denn dort wo das gefühlte Nichts war, ist in Wahrheit ALLES – aber wir wussten das nicht.
Das Fallen endet, wenn man erkennt:
Ich bin nie wirklich gefallen. Ich habe nur geglaubt, dass ich es bin. In Wahrheit bin ich ALLES in ALLEM, weil nichts getrennt voneinander ist.
Das Ende der Ereigniskette der SCHULD
Die Schuld, die du für dich und andere empfindest und fühlst, ist nicht deine Essenz. Sie ist ein erlernter Irrtum. Aus ihm heraus entspringt unser Handeln, das meist ein Versuch der Kompensation und Heilung darstellt. Aber was gelernt wurde, kann auch verlernt werden.
- Hinterfrage den Ursprung:
Woher kommt deine Schuld wirklich? Wer hat dir beigebracht, dass du nicht genug bist? Eltern, Menschen, Gruppen, Religion, Ideologien oder Ereignisse? War das die Wahrheit – oder nur eine erlernte Sichtweise? - Erkenne, dass du nie getrennt warst:
Du musst nichts „werden“, um liebenswert zu sein. Etwas zu tun oder zu erreichen ist nicht Voraussetzung, dass du dich lieben kannst. Du bist bereits vollständig. Das Gefühl der Trennung ist nur ein Gedanke – und Gedanken kannst du ändern. - Durchbrich die Weitergabe:
Wenn du erkennst, dass Schuld eine Illusion ist, gib sie nicht weiter. Erziehe deine Kinder nicht mit Angst, sondern mit bedingungsloser Annahme. Sprich mit anderen darüber. Werde zum Beispiel für eine neue Wahrheit. - Kehre zurück zur Liebe:
Liebe urteilt nicht. Sie verlangt keine Beweise. Sie sagt nur: „Ich bin” und wartet darauf, dass wir wirder mit ihr in Übereinstimmung kommen.
Das System der Schuld – und die Notwendigkeit, dass dieses sich selbst hinterfrägt
Wenn wir die Kette der gedachten Schuld aufbrechen und verstehen, dass niemand von Natur aus „böse“ oder „schuldig“ ist, dann muss sich auch das System, das diese Gedanken und Strukturen aufrechterhält, hinterfragen.
Ein System, das auf Strafe und Trennung basiert, verkennt das wahre Wesen des Menschen. Es betrachtet Menschen oft als isolierte Individuen, die für ihre Taten allein verantwortlich sind, ohne zu berücksichtigen, dass diese Taten meist das Ergebnis von systemischen, gesellschaftlichen und psychologischen Faktoren sind.
Kann ein Straftäter wirklich „etwas dafür“? Wenn wir das Leben und die Handlungen eines Straftäters aus der Perspektive der bedingungslosen Liebe betrachten, dann erkennen wir: Der Straftäter ist nicht geboren mit der Absicht, Verbrechen zu begehen. Vielmehr wurde er von einem System geprägt, das ihn in einen Zustand der Trennung und Angst, ja Schmerz geführt hat. Ein System, das auf Mangel, Armut und ungelösten Traumata basiert, ohne Mitgefühl und ohne die Möglichkeit zur Heilung. Die Folge: Der Versuch der Kompensation – sich durch Sex, Exzess, Kriminalität, Gewalt, Sucht, Geld oder Macht selbst zu heilen.
Wenn das System beginnt, sich selbst zu hinterfragen und zu erkennen, dass Schuld keine endgültige Eigenschaft des Menschen ist, sondern eher ein Produkt von äußeren Umständen und inneren Überzeugungen, wird es sich auf radikalere und tiefere Weise verändern.
Statt das „Schuld“-System aufrechtzuerhalten, wird es ein Heilungssystem fördern:
- Vergebung und Wiedergutmachung statt Vergeltung.
- Prävention statt nur Strafe.
- Empathie und Unterstützung statt Ausgrenzung.
- Rückkehr zum kollektiven Ich- zur Einheit und bedingungsloser Liebe statt Aufrechterhaltung der Trennung und Isolation.
Ein solches System, wäre kein System, sondern ein lebendiger Organismus. Er würde Menschen dazu einladen, ihre wahren Werte zu erkennen und aus ihrer göttlichen Essenz zu handeln.
Der Sinn des Lebens
Stell dir die kommende Zeit vor, in der jeder Mensch erkennt: Ich bin nicht getrennt. Ich bin nicht allein. Ich bin Teil des Ganzen. Ich bin mit Allen in Allem das Ganze.
Dieses Ganze – das kollektive Ich – ist kein abstraktes Konzept, sondern die gelebte Wahrheit der bedingungslosen Liebe. Es ist das Bewusstsein das Jesus hatte, dass wir nicht isolierte Individuen sind, die um Anerkennung und Wert kämpfen müssen, sondern Ausdruck einer gemeinsamen Quelle, eines einzigen großen Lebens.
Die bedingungslose Liebe ist kein Ideal und keine Methode – sie ist der natürliche Zustand des Seins. Sie urteilt nicht. Sie spaltet nicht. Sie sagt nicht „du musst erst“, sondern „du bist bereits“.
Der Sinn des Lebens liegt darin, diese Wahrheit zu erkennen und in ihr zu leben:
Nicht mehr aus Mangel zu handeln, sondern aus Fülle.
Nicht mehr aus Angst zu urteilen, sondern mit Verständnis zu sehen.
Nicht mehr Trennung zu verstärken, sondern Einheit zu erkennen.
Wenn wir das kollektive Ich verstehen, lösen sich die Illusionen der Schuld und der Angst auf. Wir beginnen, uns selbst und andere nicht mehr als Gegensätze, sondern als Spiegel zu sehen – als Teile eines Ganzen, das sich durch und in der Wahrheit und Logik der bedingungslose Liebe selbst heilt und liebt.
Der Weg dorthin beginnt in jedem Einzelnen – mit der Entscheidung, die Illusion der Trennung hinter sich zu lassen und zurückzukehren in das Bewusstsein der Liebe. Wenn dies geschieht, beginnt sich nicht nur das eigene Leben zu wandeln – sondern das gesamte System.
Denn wenn ein Mensch in Wahrheit lebt, erinnert er alle anderen daran, wer sie wirklich sind.
ECHTE LIEBE sprengt alle Ketten
Die Kette der Schuld hält nur, solange du an sie glaubst. Doch wenn du sie hinterfragst, beginnt sie zu bröckeln. Und eines Tages erkennst du:
Ich war nie falsch. Ich war nie verloren. Ich war immer geliebt.
Und in diesem Moment hörst du auf zu fallen – weil du erkennst, dass du nie wirklich gefallen bist. Und wenn auch du beginnst, diese Wahrheit zu leben, wirst du gleichermaßen das System verändern, das auf dieser Illusion der Trennung beruht. Es wird durch die Kraft der bedingungslosen Liebe transformiert.
Die Rückkehr beginnt, wenn wir erkennen, dass die Trennung nie real war. Wenn wir verstehen, dass wir nie außerhalb des „Alles“ existiert haben, sondern nur dachten, es zu tun.
Dann endet die Ereigniskette – und das Erwachen beginnt.
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