Kennt ihr noch die alten Wohnzimmer im Retro-Look? Mit möchtegern-majästätischer Lilien-Blümchen-Tapete, einem dunklem, reizübersättigtem Musterteppich, stoffüberzogenen, halbhellen Schirmlampen auf goldenem Schnörkelstehfuß, faltenwerfenden Seidenvorhängen, einem verschnörkeltem Stoffsofa, Fussauflage-Fernsehsessel, die nach hinten gekippt werden konnten und einem schwer und unverrückbar wirkendem Wohnzimmer-Buffet-Schrank aus braunem Eichenholz mit Glasvitrine in dem die guten Sonntagsgläser ausgestellt waren, die nie benutzt wurden? So ein Wohnzimmer hatten wir, als ich in den Siebziger-Jahren ein kleiner Junge war.
Klavierspielen im Dunkeln
Das Zimmer war groß. Ich kam mir immer etwas verloren darin vor, was aber auch daran gelegen haben mag, daß wir uns meist nur zu bestimmten Anlässen darin aufhielten. Aber, unser Klavier stand darin. Und dieses zog mich als Kind schon magisch an. Ich kann mich erinnern, daß ich schon im Alter von 6-Jahren immer wieder meine einfachen Melodien darauf spielte, und es genoß, mit einfachen Fingerbewegungen hörbare Töne zu erzeugen. Aber eine Besonderheit war, daß ich oft im Dunklen spielte. Daß ich die Tasten nicht sehen konnte, spielte dabei keine Rolle. Ich kannte ja schon die Töne, und wusste intuitiv wo ich hingreifen musste. Es waren ganz einfache Melodien, die mir aber innerlich so dermaßen durch Mark und Bein gingen, daß ich oft dazu weinte. Die Tränen liefen mir über die Wangen während ich in mir spürte, wie durch die gespielten Tonfolgen ganz tiefe Saiten meiner Seelenharfe zu schwingen begannen. Etwas tief in mir hat sich bewegt.
Viele Jahre dachte ich es wäre eine Art Depri-Phase gewesen, eine Melancholie oder Ähnliches. Ich glaubte lange Zeit, dieses Phänomen würde mit der schwer zu ertragenden Religiösität meiner Erziehung zu tun haben: Diesen vielen Sonntagmorgen-Predigten über den strafenden Gott, die ich nicht verstand sowie den oft schmerzenden Wunden eines doppelt gelegten 5-litzigen Kabels, mit dem mein Hinterteil bei Unartigkeit meinerseits Bekanntschaft machen musste. Nein. Es war etwas anderes.
Vor einiger Zeit hat Gott mir gezeigt, was in dem kleinen Jungen los war. Es war etwas sehr wertvolles, was schon damals in meinem Herzen beginnen durfte und zum Wachstum bestimmt war:
Ungestillte Sehnsucht
Als kleiner Bub kannte ich die meisten Geschichten von Jesus, wie er lächelt, wie freundlich er zu den übelsten Menschen ist, wie liebevoll er Blinde heilt und Lahme auf die Beine stellt und sie mit ihrem Bett unter dem Arm nach Hause schickt. Es berührte mich, wie er auf dem Schiff steht und so vielen Menschen von der Liebe Gottes erzählt und auf dem Berg so vielen Familien selbstgemachte Fische und Brote schenkt, damit sie ihm weiter zuhören konnten und nicht einkaufen gehen mussten. Ich hatte Sehnsucht. Mein Herz sehnte sich nach diesem Jesus und seiner Liebe. Ich spürte, daß da etwas in mir war, was nicht von dieser Welt sein konnte.
Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
Prediger 3,11
Der weitere Verlauf meines Lebens führte mich allerdings in den krassen Kontrast zwischen Himmel und Erde – Einerseits die Hoffnung und die ungestillte Sehnsucht nach Jesus und andererseits die harte Realität mit den nicht einlösbaren Forderungen dieser Welt. Regeln mussten befolgt werden, um anerkannt und gelobt zu werden. Leistung wurde gefordert um eine gute Bewertung zu erhalten. Dann die Pubertät, wo sowieso alles aus den Fugen gerät, gepaart mit Schuldgefühlen und der Erkenntnis, daß ich egal wie sehr ich mich anstrenge, es wohl nicht schaffen würde, Gott zu gefallen. Die Religiösität wurde größer, weil ich Gottes Liebe immer in Verbindung brachte mit meinem Tun. Was mich dann irgendwann im Alter von 42 Jahren in die Depression brachte. Die Folge: Selbstaufgabe.
Neuanfang durch Kapitulation
Dieses langdauernde Erlebnis der Depression, was nun menschlich wirklich sehr, sehr hart zu durchleben war, konnte Gott jedoch langsam aber sicher für seine Zwecke nutzen. Denn was er von uns Menschen benötigt um sichtbar und wirksam durch unser Leben werden zu können ist – DIE KAPITULATION. Und diese geschah in dieser Zeit der Depression. Ich stand innerlich vor einem Scherbenhaufen. Das einzige was nicht kaputt war, das war Jesus, der schon damals, als ich ein kleiner Junge war, wohl Teil meines Lebens war. Mir wurde klar, daß meine Entscheidung für Jesus schon als kleiner Junge gefallen sein muss, nicht erst als Jugendlicher, und ER – der Herr Jesus persönlich – die Entscheidung dieses kleinen Jungen ernst genommen hat und daraufhin hin zusammen mit dem Vater die Wohnung in meinem Herzen bezogen hat.
Ich hatte also schon immer alles. Mein ganzes Leben lang war ich schon im Besitz aller Segnungen des Himmels, was ja Jesus durch das Vollbrachte Werk ermöglichte. Es war schon immer da. Aber ich erkannte es nicht. Ich hörte in meinem Inneren ständig die religiösen Stimmen meiner Eltern, Onkels, Tanten, Bekannte und Prediger, die allesamt Opfer der selbstherrlichen Gemeinden-Religiösität waren. In meinem inneren spürte ich schon immer, daß es anders sein musste – hatte aber immer Angst etwas falsch zu machen. Das lähmte nach und nach mein Inneres. Dem mich liebenden Jesus wirklich und ehrlich zu begegen war nicht möglich. Angst. Angst vor Fehler. Angst vor Ablehnung. Angst vor zu Wenig zu sein. Angst vor Strafe. Die Folge: Abstand – ohne Intimität mit Jesus.
Als ich in jener Zeit der inneren Not Hilfe in irgendwelchen Gemeinden suchte, dann bekam ich dort stets noch den Sünden-Hammer auf den Kopf. Es wurde mir klar gemacht, daß Gott mich zwar liebt, aber meine Fehler Ihm nicht gefallen und deshalb Strafe in mein Leben kommt. Der Teufel hätte aufgrund meiner Fehler das legale Recht mich zu schlagen. Was für eine Lüge. Was für eine Irreführung. Was für ein falsches Evangelium. Was glauben diese heuchlerischen Christen in ihren Gemeinden eigentlich wer sie sind, daß sie solche Flüche auf Menschen legen? Wenn Dir jemand solche Lügen über Gott und den Teufel erzählt, dann sei gewiss: ES IST EIN DIENER DER FINSTERNIS. Er hat mit der Liebe Gottes nichts - aber auch gar nichts zu tun. Er kennt sie nicht mal. Fliehe vor solchen Menschen. Fliehe aus solchen Gemeinden. Lass sie stehen und gehen wo sie sind und entferne Dich von Ihnen. Sie bringen dich in ihre Gewalt, in die seelische Voll-Lähmung und somit von Gott weg.
Gestillte Sehnsucht – Angenommen durch das Vollbrachte Werk
Heute darf ich an diese kindliche Sehnsucht nach Jesus anknüpfen. Mehr noch: Ich darf mit Jesus heute einfach täglich zusammensein, so wie ich bin. Ich bin angenommen. Die Sehnsucht, die er mir ins Herz gelegt hat – die zwischendruch ungestillt und durch Religiösität blockiert in Schwermut mündete – ist jetzt endlich gestillt worden. Es ist, wie wenn all die schwierigen Jahre zwischendrin gar nicht existieren würden. All die “Du Musst”, “Du darfst nicht”, “Du sollst dies und jenes tun, damit Gott…” – All die Gesetze und Regeln sind vorbei und liegen hinter mir. Denn Jesus ist des Gesetzes Ende – so steht es geschrieben. Was und wer ich bin sagt er mir durch die Gottfakten. Jeden Tag darf ich mich in meinem Herzen bei Ihm ausruhen – trotz und gerade wegen aller Widrigkeiten. Und ich nehme in meinem Inneren heute fröhliche Melodien wahr, die mit der Liebe von Jesus und zu Jesus im Einklang stehen.
Weisst du, daß Jesus sich mehr nach Dir sehnt als du dich nach ihm?
Jesus ist dein Bräutigam, so beschreibt er sich. Er hat alles gegeben um Dich zu bekommen. Nichts war ihm zu schade. Nicht mal sein eigenes Leben. Sein eigener Thron, seine Regentschaft als König über alles was sichtbar und unsichtbar ist hat er entschieden aufgegeben als er am Kreuz schuldlos für dich starb, damit du alles in Allem erben und König sein kannst. Alles hat er aufgegeben, weil er sich nach Dir sehnt. Sein Herz schlägt für Dich. Er wünscht sich so sehr mit Dir zusammenzusein um mit dir Eins zu werden. Er möchte dein Schutz sein, deine Burg – möchte sich um alle Deine Belange kümmern. Er möchte Dir Wärme, Zuneigung und Intimität geben und mit dir ganz eng zusammenleben – für IMMER.
Aber er ist ein Gentlemen. Er drückt dir nichts davon auf und zwingt dich zu gar nix. Er steht aber immer bereit und wartet darauf, daß du Ihn und seine Liebe zu dir erkennst und ehrlich JA sagst.
Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht, wie damals, als gegen ihn rebelliert wurde!
Psalm 95,7
Die heutige Frage von Jesus an Dich ist Folgende:
Erlaubst du, daß ich dein Bräutigam und mein vollbrachtes Werk in deinem Leben wirksam sein darf, damit wir beide jetzt und für immer in Herrlichkeit zusammen sein können?
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