Drücken Sie „Enter“, um den Inhalte zu überspringen

Woher kommt denn diese Minderwertigkeit in meinem Leben??

In seiner gütigen Liebe, mit der er mich durch diese schwere Zeit der Depression begleitet hat und in seiner unbegrenzten Geduld mich darin zu unterrichten, die Dinge so zu sehen, wie sie in seinen Augen wirklich sind, hat der Herr mir heute klar werden lassen, wo ein Teil dieser zerstörerischen Minderwertigkeit, die ich schon zeitlebens mit mir herumschleppe, herkommt:

Gottesfurcht oder Angst?

Ich bin aufgewachsen in einer religiösen Familie. Mein Großvater mütterlichertseits, den ich nicht mehr kennengelernt habe, weil er vor meiner Zeit starb, war im Vorstand einer sehr konservativen Freikirche in unserer Stadt aktiv. Die Theologie bestand aus der zerstörerischen Mischung zwischen altem Bund (Gesetzlichkeit) und Neuem Bund (Gnade). Dieser Gemeinde gehörten auch meine Eltern lange an, bevor sie diese aufgrund von Meinungsverschiedenheiten verließen.

Da der Rest der Verwandtschaft in der Gemeinde verblieb, entwickelte sich ein merkwürdiges Verhältnis, was sich besonders an Festtagen bemerkbar machte. Von verletztem Stolz geprägt warfen sich Eltern, Onkels und Tanten gegenseitig den ganzen Abend rechthaberisch mit dem Finger deutend irgendwelche Bibelstellen kreuz und quer über den Tisch an den Kopf. Jeder wollte den anderen übertrumpfen. Auf uns Kinder wirkte diese Art zu feiern immer mehr als seltsam.

Als Kind habe ich zu meinem Vater aufgesehen: So ein großer Glaube, aber gleichzeitig so unnahbar. Er war absolut die Autoritätsperson. Wir Kinder hatten Angst vor seiner großen Hand und dem Riemen, das war ein 5-litziges Elektrokabel, welches einen deutlichen und schmerzhaften Abdruck auf unserem Allerwertesten hinterließ, wenn wir in seinen Augen ungehorsam waren. Jeden Sonntagmorgen mussten wir drei Kinder, meine beiden älteren Geschwister und ich, 2-3 Stunden artig sitzen, während Vater ehrwürdig aus der großen, zerfledderten Luther Bibel 1912 in altdeutscher Schrift vorlas und danach seeeeeehr lange mit ehrfürchtiger Sprache betete.

Es war schwer für uns auch nur irgendwas richtig zu verstehen. Wir Kinder hatten keine Gottesfurcht, sondern Angst vor Gott und seiner Strafe, genauso wie wir Angst vor dem Vater und seiner Züchtigung, und nicht zuletzt Angst vor der Hölle, der ewigen Verdammnis hatten. Und das nicht grundlos, denn wir kannten uns ja selbst – auweia – und wussten genau, daß wir beileibe nicht immer der Vorgabe artig alles richtig zu machen entsprachen.

“Ich werde es nicht schaffen” oder die Geburtsstunde des Perfektionismus

Eins war mir klar: So wie mein Vater, so stark wie er glaubt, wie überzeugt er seine Religiösität lebt und wie scheinbar tief er mit Gott verbunden ist, würde ich nie werden können. Ich sah mich dazu nicht geeignet und als nicht gut genug an. (Anm.: Heute würde ich sagen, daß dies die Geburtsstunde von jenem Perfektionismus war, welcher sich später als Motorantrieb zur Fahrt in die Depression herausstellen sollte).

Wie denn auch, ich machte ja so vieles falsch und wartete innerlich irgendwie immer auf Strafe. Als 16-jähriger hatte ich die erste Freundin, und das auch nur mit schlechtem Gewissen und Selbstverdammnisgefühlen. In dieser Zeit bekam ich diese blöden Gehörprobleme mit Tinnitus und damit einhergehenden psychischen Problemen. Hier entstand der Schlüsselmoment: Mein in meinen Augen “grosser, heiliger” Vater (Anm.: Das ist nicht satirisch gemeint!) betete zu Gott um die Gesundheit meiner Ohren, zusammen mit meiner Mutter, und ………… Nichts geschah.

Dazu kamen die vielen anderen Christen bei denen ich in dieser Zeit Hilfe suchte, die verschiedensten Gemeinden zwischen Stuttgart und Zürich. Alle beteten für mich. Manche wollten mich sogar umschubsen, weil das Umfallen ja die Gegenwart des Heiligen Geistes für die charismatische Gemeinde symbolisieren sollte etc. Andere sahen den Grund meiner Beschwerden in meinem sündigen leben, in der unverheirateten Beziehung zu meiner Freundin und in was weiss ich noch nicht allem .….. Fakt war jedenfalls: Es geschah NICHTS.

Ich dachte wirklich “Gott kann mich nicht lieben”

Enttäuschung. Schmerz. Einsamkeit. Das war für mich quasi die Bestätigung, dass Gott mich verworfen hat. Ich, der so vieles falsch macht, falsche Begierden und Wünsche empfindet, falsch lebt, Rockmusik hört und jetzt auch noch gerne Alkohol trinkt. Gott KANN MICH NICHT LIEBEN. Die Minderwertigkeit war geboren und verfestigte sich.

Wenn meine Eltern in anderen Dingen für mich beteten, klappte es aber manchmal. So kam in mir irgendwann die Frage auf “wer wird für mich beten, wenn die beiden nicht mehr da sind?” So habe ich mich ich innerlich geistig abhängig gemacht vom Glauben anderer Menschen, und über mich selbst geglaubt, dass ich nicht würdig bin, Gott persönlich zu begegnen.

Es geht nicht um Schuld, sondern um das Eliminieren von Religiösität

Bitte nicht falsch verstehen. Es geht mir hierbei nicht um Schuld, keineswegs. Meine Eltern, selbst Opfer des Religiösen Geistes, haben immer nur das Beste für uns gewollt und gemacht was sie konnten. Sie haben uns geliebt und groß gezogen, uns vieles beigebracht und vorgelebt, was nützlich ist. Es geht mir einzig und allein nur darum zu lernen. Ich möchte Jesus und das Vaterherz immer besser kennen lernen und die Ursachen begreifen, deren Auswirkungen uns Menschen von ihm weg in die Gottferne treiben wollen. Und diese Religiösität vermischt mit der Gesetzlichkeit des heute ungültigen alten Bundes ist eine RIESIGE URSACHE FÜR VIEL LEID IM LEBEN VON CHRISTEN. Der Grund: Sie haben Gott falsch verstanden, falsch kennengelernt oder wurden falsch über ihn informiert.

Die Lösung ist 2000 Jahre alt: Der Neue Bund – ES IST VOLLBRACHT

Aber dies alles kann überwunden werden, indem wir lernen, die Schrift und das eigene Leben nur noch durch den Neuen Bund und die Geschenke Gottes, die Gottfakten, zu betrachten um festzustellen, daß wir für den uns liebenden Gott ALLES BEDEUTEN. ALLES.

Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Johannes 3,16

Wir dürfen uns in seiner Gegenwart ausruhen, auftanken, leben, lachen, singen, tanzen, uns freuen….. Warum? Weil er nichts gegen uns hat. Sein ganzer Zorn ging über Golgatha, über seinen lieben Sohn, herunter. Er hat keinen Zorn mehr. Das Vollbrachte Werk reicht für alle Menschen aus. Wir entscheiden ob wir dabei sein wollen oder nicht. Wir entscheiden ob wir beschenkt werden wollen oder nicht. Gott sortiert nicht. Er bietet sich an. Sich selbst. Er hat es getan. Er hat alles wiederhergestellt.

Minderwertigkeit zerfällt in Gottes Gegenwart, weil Gott uns mit dem größten Wert aller Zeiten freigekauft hat: Jesus Christus.

Es ist meine Aufgabe, mein Herz von alten Ansichten freizuräumen und von dieser Wahrheit zu überzeugen, indem ich immer wieder darüber nachsinne, mich danach ausstrecke und es schließlich ergreife.

Gerne darfst du den Artikel teilen:

Kommentare sind deaktiviert.