Es gibt Texte in der hebräischen Bibel – dem ersten Teil unserer Bibel – die haben Jesus Christus in seinem Dienst beeinflusst und waren für ihn Schlüsselstellen. Einen solchen Text möchte ich heute mit euch lesen. Er steht wie gesagt im ersten Teil unserer Bibel, ich möchte nicht Altes Testament sagen, da es zu veraltet klingt. Wir als Christen lesen die hebräische Bibel von Jesus Christus her und auf Jesus Christus hin. Der Text steht in dem Propheten Jeremia im 31. Kapitel und ich lese von Vers 27 bis Vers 34. Und da heißt es:
Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich das Haus Israel und das Haus Juda besäen will mit Menschen und mit Vieh. Und gleichwie ich über sie gewacht habe, auszureißen und einzureißen, zu verderben und zu zerstören und zu plagen, so will ich über sie wachen, zu bauen und zu pflanzen, spricht der HERR. Zu derselben Zeit wird man nicht mehr sagen: >>Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Kindern werden die Zähne stumpf, sondern ein jeder wird u seiner eigenen Schuld willen sterben, und wer saure Trauben isst, dem werden die Zähne stumpf. Siehe, es kommt die Zeit spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen habe, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der HERR; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der HERR: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den anderen noch ein Bruder den andern lehren und sagen: >>Erkenne den HERRN<<, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der HERR; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.
Jeremia 31,27-34 nach der Lutherbibel 2017
Jeremia stammte aus priesterlichem Geschlecht und kam aus der kleinen Levitenstadt Anatot, ca. 5 km nördlich von Jerusalem. Er war ein Prophet Gottes, der Jerusalem das Gericht und die Zerstörung durch den Feind aus dem Norden vorausgesagt hatte. Der Grund war, daß die Menschen den Kult des Gottes Baal mit dem eigenen Jahweglauben mischten. Später als sich die Mehrheit der Propheten in Sicherheit wiegte – weil ja der Tempel und die Gegenwart Gottes beim Volk war – ging Jeremia sie wegen ihrer religiösen Vorstellung und dem Gefühl falscher Sicherheit an.
Jeremia war ein Prophet, der an seinem Amt leidete, denn er war, wie viele der echten Propheten, kritisch der Regierung und auch der priesterlichen Oberschicht gegenüber und musste auch wegen seiner Prophetien ins Gefängnis. Seine Gefühle schwankten und er wußte, was er tat, konnte sich aber seinem göttlichen Auftrag nicht entziehen. Gleichzeitig verkündigte er mitten im Gericht Gottes Heil und Neuanfang für Ephraim gemeint war das untergegangene und besiegte Nordreich mit den 9 ½ Stämmen.
Hier verheißt Jahwe, der Gott Israels und Vater unseres Herrn Jesus Christus dem Volk Israel und dem Haus Juda (gemeint ist hiermit das Südreich mit den zweieinhalb Stämmen Juda, Benjamin und einem Teil des Stammes Levis mit der priesterlichen Oberschicht) eine Zukunft nach dem göttlichen Gericht. So manches Ende, so manche Katastrophe in deinem und meinem Leben kann der Anfang von etwas neuem von Gott gegebenen sein. Und das spricht Gott hier sowohl dem Nordreich Israel mit Samaria als Hauptstadt als auch dem Südreich Juda mit Jerusalem als Hauptstadt zu.
So ist es Gottes Absicht Menschen aufzubauen und zu pflanzen und über diese Menschen zu wachen und sie zu beschützen. Gott möchte Menschen einen Neuanfang möglich machen. Und wenn du in eine Sackgasse egal welcher Art geraten bist, will Gott dich einladen zu ihm zu kommen, neu anzufangen und dich aufzubauen und dich blühen und gedeihen zu lassen.
Und dann kommt eine Abrechnung mit einer unbiblischen Idee, die auch ich lange Zeit vertreten habe: Der Vorfahrenschuld. Denn hier heißt es jeder ist für sich selbst und seine eigene Schuld verantwortlich und nicht für das, was seine Vorfahren, seine Väter und Mütter, Großväter und Großmütter, Urgroßväter und Urgroßmütter und Generationen vor ihm verbockt haben. Wortwörtlich dasselbe sagt Gott durch den Propheten Hesekiel in Kapitel 18 und führt es noch länger aus. Er bringt es zugleich auf die Gnade und die Barmherzigkeit Gottes, der Verlorene und Sünder retten möchte. Dieser Gott gibt JEDEM die Chance zu einem Neuanfang. Er bietet eine persönliche Beziehung an mit dem Gott, welcher auch für den größten Sünder und Gottlosen das Leben möchte. Und in 5. Mose 24,16 also der Torah, die für die Juden das Zentrum ihres Glaubens ist, heißt es:
Die Väter sollen nicht für die Kinder noch die Kinder für die Väter sterben, sondern ein jeder soll für seine Sünde sterben.
Deuteronomium 24,16
Damit ist klar das jeder Mensch für seine eigene Schuld und Sünde verantwortlich ist und nicht in Generationenfolgen für die Schuld der Vorväter büßen muss. Wer etwas anderes lehrt steht außerhalb der biblischen Lehre. Und dies sind ja alles Stellen aus der hebräischen Bibel.
Jetzt mag man einem aber im Rahmen des zweiten Gebotes die Verehrung von Bildern entgegenwerfen, welche man sich von Gott macht. In 2. Mose 20,5 heißt es: Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ Da steht es drin, allerdings ist das Wort für heimsuchen ein Wort das hauptsächlich überprüfen/untersuchen meint.
Ich bin der Sache vom hebräischen her auf den Grund gegangen und habe festgestellt das diese Bedeutung korrekt ist. Ein Holocaustüberlebender in einer christlichen Israelzeitschrift unterstreicht diese Sichtweise indem er schrieb, daß die jetzige Generation nicht verantwortlich sei für das, was die Nazidiktatur und die Deutschen von 1933-1945 den Juden angetan haben. Die Nachkommen derer sind nur dafür verantwortlich, ob sie aus diesen Fehlern und Verfehlungen ihrer Vorfahren lernen.
Unsere Aufgabe ist es aus den Fehlern, Verfehlungen und Sünden unserer Vorfahren zu lernen, aber wir sind nicht deren Sünden ausgeliefert. Jesus selbst hat sich dieser Lehre verweigert. Das lesen wir in Johannes 9,3 als er den Blindgeborenen heilte und die Jünger wissen wollten, wer denn gesündigt habe: Er oder seine Eltern. Jesus antwortete hier: “Niemand hat gesündigt”.
Liebe Gemeinde, ich bitte euch um Vergebung, dass ich diese Irrlehre verkündigt habe, die gegen das steht, was ausdrücklich so in der Bibel steht. Denn so sagt Paulus in 2. Korinther 5,17 Ist jemand in Christus ist er eine neue Schöpfung, das alte ist vergangen, siehe es ist alles neugeworden. Wir müssen lernen die Bibel in ihrem Zusammenhang zu lesen und was gemeint ist. Biblisch gibt es nicht so etwas wie die Schuld der Vorfahren, sondern jeder ist für sich selbst verantwortlich und wird für seine eigenen Sünden zur Rechenschaft gezogen, es sei denn, er wird Christ und lädt Jesus Christus als Retter und Herrn ein und nimmt das vollkommene Werk von Jesus Christus, der am Kreuz für deine und meine Sünde gerichtet wurde, an.
Damit ist er schon gerichtet, weil Jesus Christus gerichtet wurde. Er ist frei von jedem Fluch, weil Jesus Christus selbst zum Fluch wurde und alle Flüche getragen hat und damit sie und ihre Folgen bereits gebrochen hat. Und es steht ja geschrieben:
Wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit, die Jesus Christus und sein vollbrachtes Werk am Kreuz ist, wird uns freimachen.
Johannes Kapitel 8, 36 und 32
Wir sind selbst für uns und unser Leben verantwortlich und nicht ein Spielball der Sünden unserer Vorfahren.
Und dann kommt noch die krasseste Verheißung: Gott selbst wird einen neuen Bund mit Israel aufrichten. Im Buch Jeremia sagt Gott das dreimal durch seinen Propheten in unserer Stelle Jeremia 31,31-34 und dann noch mal in Jeremia 32,36-41 und in Jeremia 50,4-7. Weil Gott weiß, dass der Bund vom Sinai nicht hält – denn dieser hing vom Handeln der Israeliten ab. Gott hatte sie ja in 2. Mose 19,5 gefragt, ob sie die Gebote halten wollen und in Vers 8 antwortet das Volk mit einem klaren “JA”. Sie meinten nämlich tatsächlich, sie könnten das Gesetz erfüllen. D hing der Sinaibund nun ganz von ihnen und ihrem Handeln ab. Und das Volk ist … gescheitert. Denn kaum war der Bund geschlossen wurd er auch schon gebrochen: Die Israeliten bauten sich das goldene Kalb und dienten anderen Göttern. Somit verstoßen sie gegen das Erste Gebot.
Der alte Bund hat nicht funktioniert, weil Israel seine Bündnistreue nicht erbringen konnte und so immer wieder am Gotteswillen gescheitert ist. Deshalb stiftete Gott einen neuen Bund, der nicht von den Menschen abhängt. Sondern einen Bund, bei welchem die Menschen von innen her erneuert und ihnen der Gotteswillen in ihr Herz gepflanzt wird und er ihnen – wie der Prophet Hesekiel in Kapitel 36,26- 28 schreibt – “ein neues fleischernes statt dem versteinerten Herzen gibt”.
Und dann bringt er die Bundesformel: Ihr sollt mein Volk sein und ich, ich will euer Gott sein. Er bringt die lebendige gemeinschaftliche Beziehung, die nur Gott von seiner Seite geben kann. Einen Bund, der von Gottes Seite garantiert wird, weil Gott diesen Bund hält und dieser neue Bund nicht vom Menschen abhängt. Und das ist radikal anders als im Sinaibund. Im Kelchwort bei der Einsetzung des Herrenmahls, was wir auch Abendmahl nennen, sagt Jesus in der Überlieferung von Lukas und Paulus: “Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut” während die Überlieferung von Matthäus und Markus sagt “dies ist mein Blut des Bundes” aber gemeint ist natürlich, daß Jesus sein Blut vergießt um damit den neuen Bund zu stiften.
Jesus ist der, welcher den Bund für dich und für mich hält, weil er ganz Mensch war und für dich und mich in den Tod ging, um uns mit Gott zu versöhnen und zugleich den Bund hielt, weil er den Gotteswillen der radikalen Liebe auch zu den Feinden Gottes, Verrätern und Verleugner brachte. Diesen Bund stiftet und hält Gott SELBST für dich und mich. Er öffnet uns so die Möglichkeit, dass wir in diesem Bund als Bündnispartner Gottes leben können und Anteil an Gott und seinem Reich, sowie allen seinen Segnungen haben.
Dieser dieser neue Bund ist besser als der alte sagt uns der Hebräerbrief in Kapitel 8,6-13 sowie Paulus in 2. Korinther 3,4-18 und in Galater 4,24-31. Und so sagt Gott bei Jeremia “es braucht einen neuen Bund”, weil Israel am alten Bund gescheitert ist und gemeint ist der Sinaibund mit den zehn Geboten. Das Wesen des Bundes ist die Erkenntnis. “Erkenntnis” und “das Erkennen” meint in der hebräischen Sprache nicht “verstehen” oder “kapieren”. Die Bedeutung ist immer eine enge und sehr intime persönliche Beziehung zu Gott. Und diese Beziehung gründet darauf, dass Jahwe die Verfehlungen und Sünde vergibt und der Schuld und Sünde nicht mehr gedenken will. Das heißt also die Schuld löschen will.
Und genau das war der Auftrag unseres Herrn Jesus Christus: Diesen Bund zu stiften, diesen Bund zu halten, unsere Schuld und Sünde gemäss des vierten Gottesknechtsliedes aus Jesaja 53 zu tragen und uns durch seinen Tod mit Gott zu versöhnen. Durch sein Blut einen neuen Bund zu stiften war seine Herzensangelegenheit und Aufgabe. Ein Bund in dem wir in der engen Beziehung zu Gott als Vater leben können und aus göttlicher bedingungsloser Liebe heraus den Gotteswillen der bedingungslosen Liebe zu Gott und zum Nächsten – einschließlich des Feindes und Verräters – IN IHM erfüllen können. Gott holt uns durch Christus in diese Beziehung hinein und verbibt uns unsere Schuld und Sünde. Gleichzeitig werden wir hinein geholt in das neutestamentliche Gottesvolk, bestehend aus Juden und Heiden, die an Jesus Christus als Erlöser, Retter und Herr glauben. Und dieser Bund ist größer und herrlicher und besser als der alte Sinaibund, wlcher am Menschen gescheitert ist. Dieser neue Bund hält, weil Jesus Christus ihn gegründet und vollbracht hat, durch sein vollkommenes Werk am Kreuz. Diese Gnade und Barmherzigkeit gilt uns durch Glauben. Denn es liegt allein an Jesus Christus und seinem vollkommenem Werk am Kreuz, es liegt allein an der Gnade Gottes und allein am Glauben daran. Und nun sind wir berufen eben auch andere in diesen Bund zu holen und zu lieben, weil wir in dieser Bundesbeziehung mit Gott auf du und du leben dürfen.
Amen.
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