In der letzten Zeit habe ich nicht viele Beiträge für den Blog geschrieben. Der Grund ist, dass ich einige Dinge in meinem Inneren zu verarbeiten hatte, die vergessen waren. Ohne Beweis, ohne Erinnerung. Aber plötzlich kamen diese Bilder und Flashbacks aus meiner Kindheit hoch, die ich nicht weiter umgehen wollte und auch nicht mehr ignorieren konnte.
Sexuelle Übergriffe des geistigen Oberhauptes.
Wenn einem Kind in einem Alter, in welchem es den Bereich der eigenen Sexualität noch nicht klar als solchen definieren kann, Verletzungen durch sexuelle Übergriffe zugefügt werden, sind diese als Erwachsener im Rückblick oft nur schwer als solche zu identifizieren. Es ist wie eine Amnesie. Die Erinnerung scheint zu fehlen. Denn man sucht in einem Lebensbereich, der zur Tatzeit noch gar nicht als solcher existiert hat.
Wenn diese Taten darüber hinaus noch von einer Vertrauensperson, oder sogar dem “geistigen Oberhaupt” begangen wurden, (z.B. die eigenen, “christlichen” Eltern oder der Priester etc.) wird es noch schwieriger, diese in der Erinnerung wieder zu finden. Denn das erlebte Trauma wird von unserem Inneren in dutzende Puzzelteile aufgeteilt und in unserem Unterbewusstsein und unserem Körper versteckt, damit das Ereignis ausgeblendet ist und wir überleben können. Dies ist ein Schutzmechanismus unseres Seins. Kommen wir dann in eine stabilere Lebensphase, kann es vorkommen, dass diese verborgenen Dinge plötzlich hervorkommen und bearbeitet und geheilt werden wollen.
Solch eine Phase habe ich aktuell hinter mir. Bilder und Erinnerungen kamen in Form von Flashbacks in mein Bewusstsein, die ich zunächst nicht wahrhaben wollte. Aber es ist wahr: Auch ich wurde sexuell missbraucht. Und die ausführende Person hat es gestanden und zugegeben.
Knoten im Kopf
Dieser sexuelle Missbrauch hatte ohne mein Wissen massivste Auswirkungen auf mein Leben. Falsches Selbstbild, Verdammnis, Süchte, Depressionen….um nur einiges davon zu nennen. Vieles davon könnt ihr hier um Blog ja nachlesen.
Die Bezugsperson meines Vertrauens missbrauchte wiederholt und auf spielerische Weise meinen damals kindlichen Körper, um mit den dadurch generierten Gefühlen vermeindlich die eigenen seelischen Defizite auszugleichen. Auf einmal waren sie wieder da, diese unfassbaren Bilder und Erlebnisse. Von ganz tief unten kamen sie hervor, diese Unstimmigkeiten, Verstrickungen und Irritationen, die der kleine Junge damals nicht einzuordnen vermochte. Eine Wahrheit wird dabei klar: Verletzte Menschen erzeugen immer verletzte Menschen.
Die christliche Vertrauensperson sprach in der sonntäglichen Andacht stets von teuflischer Lust und Hurerei. Kein Sex vor der Ehe, Gottes Zorn und Hölle….. Wurde aber selbst wiederholt sexuell übergriffig an ihrem Schutzbefohlenen.
Diesen Zwiespalt, diese Gegenläufigkeit verschiedener “Wahrheiten”, die Kollision dieser zerstörerischen Dualität kann kein Kind auf gesunde Weise verarbeiten. Die selbe Person, die dem Kind diese weitgehend noch unbekannten, sexuellen Dinge unter Androhung von Gottes Zorn verbietet, ihm Angst macht, verwendet das selbe Kind, um diese “verbotenen Dinge” an ihm auszuüben. Völlig gewaltlos. Aber gezielt und per absolutem Vertrauensmissbrauch Schutzbefohlener. Eindeutig sexuelle Handlungen werden kindlich, spielerisch getarnt. So dass keine Spuren zurück bleiben sollen. Darüber schwebt die zweckentfremdete, biblische Aufforderung “Du sollst Vater und Mutter ehren” und die Angst vor Gottes Zorn und der Hölle.
Aber das generierte Gefühl der Anerkennung war bereits als Kind unbewusst verknüpft worden. Wie? Natürlich falsch. Warum? Das “ich bin okay”-Empfinden war mit sexuellen Handlungen in Abhängigkeit gebracht worden und blieb. Dies ist aber nur eine Seite der Medaille. Denn gleichzeitig wurde mit jeglichen sexuellen Handlungen das Gefühl der Verdammnis verflochten. Durch die elterlich eingeipfte, dogmatisierte Religiösität, nach deren Theologie stets die Gefahr besteht, dass du in der Hölle landest. Bedeutet in der logischen Abfolge:
Suche nach Anerkennung -> sexuelle Handlung -> Verdammnis.
Schwer zu beschreiben und wahrscheinlich auch nur schwer nachvollziehbar. Mangel, Lust, Verborgenheit, Angst und Verdammnis bestimmen dein zukünftiges Leben, ohne dass du weisst, was eigentlich der Grund dafür ist, dass du solch ein Getriebener bist. Du würdest so gerne glauben, dass du gewollt, geliebt und anerkannt bist. Aber die anerzogene Religion lässt dies nicht zu. Also bleibst du in dem Teufelskreis und holst dir das Gefühl der Anerkennung auf gewohnte Weise, das es aber nur im Doppelpack mit der Verdammnis gibt. So verlief mein Leben jahrelang, ohne dass es jemand gross mitbekommen hat und mündete schließlich in schwerer Depression.
Licht in der Finsternis
Allein das vollbrachte Werk von Gott, das mit Religion NICHTS ZU TUN HAT, konnte mich aus dieser Spirale rausholen. Denn Gott sagt zu Dir und mir: “Ich liebe Dich, Du bist anerkannt und vollkommen okay in meinen Augen. Trotz dem, was du ‘Fehler’ an dir nennst”.
Zu wissen, dass wir Menschen geboren wurden, um im Kollektiv alle gemeinsam den sichtbaren Leib Gottes zu verkörpern – von dem Jesus das Haupt ist – damit seine Liebe über und durch uns ausgeübt werden kann,…Dies ist die tragende Kraft dafür, jeden Morgen ohne Mangel aufzustehen, sich zu freuen und die erhaltene, echte, bedingungslose Liebe weiterzutragen.
Bist du betroffen?
Bist du von sexuellem Missbrauch oder sexuellen Übergriffen in deiner Kindheit betroffen? Dann möchte ich dir folgenden Rat geben:
Du bist KEIN OPFER !! Sobald du in die Opferrolle schlüpfst, bist du nur Opfer dieser Opferrolle.
Wenn du dich als Opfer siehst, jemanden hasst, nicht vergeben willst oder dich selbst verdammst, dann schadest du dir einzig und allein selbst. Die Tat oder der Täter ändert sich dadurch überhaupt nicht.
Jemand hat vielleicht deinen Körper missbraucht. Ja. Vielleicht fühlt sich auch deine Seele verletzt. Ja. Aber dein Geist, dein eigentliches Sein im Kern, war und ist immer unversehrt. Hier kann dir keiner Schaden, ausser du selbst, indem du den innewohnenden Geist der Liebe ignorierst.
Wenn du jemanden verurteilst mit dem du nichts mehr zu tun haben willst, so ist es doch deine Verurteilung, die dich an ihn oder sie bindet. Daher gibt es nur eine Lösung:
Lass alles los, so wirst du frei sein. Die Liebe wird dein Motor sein. Ruhe und Frieden werden dir folgen.
Ich habe in zwei meiner Liedern versucht, das Erlebte zu verarbeiten und den Mist in Hoffnung, Liebe, Freiheit und Frieden zu verwandeln. Gewidmet sind diese beiden Songs allen Menschen da draussen, die auf irgendeine Weise sexuell, geistig, seelisch oder körperlich missbraucht wurden.
Denn sie werden leuchten wie die Sonne und den in der Finsternis umherirrenden Menschen ein heller Leuchtturm sein, der ihnen den Weg zeigt.
Hier die beiden Songs:
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